Spielbericht zum ersten Spiel in der Regionalliga Nord/ Ost
Zu einer Begegnung zweier Rugby-Regionalligamannschaften gibt es bei einem Endstand von 53:0 eigentlich nicht viel zu berichten, sollte man meinen. In diesem Fall zählen aber auch die Side-Storys, die von besonderem Interesse sind.
Der SC-Siemensstadt war am vergangenen Samstag bei den ebenfalls aus Berlin stammenden Grizzlies zu Gast. Zusammen bildeten beide Mannschaften letzte Saison noch eine Spielgemeinschaft, die in der ersten Bundesliga zusammengewachsen war und ohne Zweifel eine Erfolgsgeschichte vorzuweisen hatte. Dies war vor allem der schnell entstandenen Kamerad- und Freundschaften der Spieler der SCS-Grizzlies zu verdanken. Administrative Diskrepanzen und der Mangel an Spielern haben die Mannschaft, der aus drei ausstehenden Spielen nur ein weiterer Sieg für den Einzug in die Playoffs der deutschen Meisterschaft fehlte, entzweit. Entsprechend spannend war vorab die Frage, ob die Grizzlies überhaupt in der Lage sind, eine komplette Mannschaft zu stellen.
Zwei Minuten nach dem Anpfiff kam es in der Hälfte des SCS zu einem ersten Handgemenge, in dem sich nicht nur die vorherrschende Spannung entlud, sondern auch deutlich wurde, dass keine der beiden Teams seinem Gegner etwas schenken wollte. Die mit nur zehn Mann angetretenen Grizzlies traten gegenüber den voll besetzten, aber von zahlreichen jungen Spielern begleiteten Siemensstädtern, entsprechend aggressiv und mit viel Übersicht und Erfahrung auf. Der von den Gastgebern in der siebten Minute gelegte Versuch kam noch einigermaßen überraschend. Der SCS versuchte zunächst über seinen überlegenen Sturm zu punkten, was trotz großen Drucks auf die Grizzlies und die Verlagerung der Initiative auf die Hintermannschaft bis zur zwanzigsten Minute nicht gelang. Der zweite Versuch der Grizzlies wirkte lähmend auf den zunehmend perplexeren SCS.
Enttäuscht vom Halbzeitstand 23:0, wollten die Siemensstädter die nächsten vierzig Minuten nutzen, um mit einem wesentlich mehr in die Breite zu ziehenden Spiel ihre quantitative Überzahl auszuspielen. Allerdings traf in der Pause unverhoffte Verstärkung für die Grizzlies ein, deren Zahl sich damit auf 14 Mann erhöhte. Die jetzt verstärkte und gut harmonierende Hintermannschaft der Grizzlies ließ die jungen Außen und wenig überzeugenden Verteidiger des SCS in den nächsten vierzig Minuten leider äußerst alt aussehen. Im Zehnminutentakt folgten fünf weitere Versuche, die den erwähnten Endstand von 53:0 zu Gunsten der Gastgeber erbrachte.
Nach dem Abpfiff war die Enttäuschung bei den selbstbewusst angetretenen Siemensstädtern groß. Sportlich begegneten die siegreichen Grizzlies ihren alten Teamkollegen. Beim folgenden Bier wurde der gemeinsame Weg in der ersten Liga ebenso resümiert, wie der turbulente aber letztlich einseitige Spielverlauf. Die Erfahrung der einzelnen Grizzlies ließ auch ein zusammengewürfeltes Team gut funktionieren. Dem hatten die ambitionierten, teils unerfahrenen und zu passiven Siemensstädter dieses Mal Nichts entgegenzusetzen. Das Rückspiel darf bereits jetzt mit großer Spannung erwartet werden.